Sam in Katar, Doha

Luxus wohin das Auge reicht. Himmelhohe Gebäude mit glänzenden Glasfassaden, vierspurige Strassen mitten durch die Stadt, riesige Malls mit Wasserfontänen und das alles in der arabischen Wüste. Es ist schon beeindruckend, wie rasend schnell dieses Land gewachsen ist. Grosse Erdgas- und Erdölvorkommen tragen hauptsächlich zu diesem Reichtum bei. Lese hier, was ich in diesem arabischen Emirat erlebt habe. Alle Bilder dazu findest du in der Bildergalerie.

Warme Luft kam mir entgegen als ich am ersten Abend aus meinem Hotel trat. Ich fühlte mich wie eine Ameise, als ich Richtung Himmel hochblickte. Überall waren blinkende und bunt leuchtende Wolkenkratzer. Ich war total fasziniert von diesen imposanten Gebäuden und spazierte zwischen ihnen hindurch bis ans Meer. Doch das war gar nicht so einfach, denn die breiten Strassen konnte ich als Fussgänger fast nicht überqueren. Es gab praktisch keine Fussgängerstreifen oder funktionierende Lichtsignalanlagen. Mit 80 Stunden Kilometer rasten hunderte Autos an mir vorbei. An der Promenade, der sogenannten "Corniche", angekommen, traf ich auf viele flanierende Menschen - Männern in langen, weissen Gewändern und Frauen komplett eingehüllt in schwarze Burkas. 

Auf dem Meer schaukelten kleine, grell beleuchtete Holzboote sogenannte "Dhow". Auf diesen Schiffchen konnte man super die leuchtende Skyline Dohas bestaunen. DJ's, welche laute arabische Discomusik auflegten, befanden sich überall an Bord und brachten die Leute zum Tanzen. Eine freudige und entspannte Atmosphäre herrschte in der Stadt. Generell sind die Menschen sehr freundlich und aufgeschlossen. Ich hatte einige interessante Gespräche mit Einwohnern, Uber- und Taxifahrern. Letztere waren hauptsächlich Ausländer meistens aus Afrika oder Indien, welche hier das schnelle Geld machen wollten. Der durchschnittliche Lohn beträgt ca. 15'000 Riyal pro Monat, was in etwa CHF 4'200 entspricht. Das ist schon viel, wenn man berücksichtigt, dass ich für ein grosszügiges Nachtessen mit Getränk in einem guten Restaurant 37 Riyal also 12 Franken mit Trinkgeld bezahlt habe. :-) Das Land ist also wider Erwarten in allen Bereichen ziemlich günstig. 

Deshalb besitzen auch alle, der 2 Millionen Einwohnern, ein Auto. Das erklärt den ständig stockenden Verkehr. Es ist ebenfalls ziemlich einfach den Führerschein zu kriegen und Verkehrsregeln sind mehr Empfehlungen als Gesetze.

Ein Familienvater erzählte mir auf dem Dhow, dass er sein Auto nicht abgeschlossen auf dem Parkplatz an der Menschen überfüllten Promenade stehen hat. Das machen alle so. Jeder hier hat mehr als genug Geld, weshalb es keinen Grund gäbe, etwas zu stehlen. Das bestätigte sich mir, als sich der Mann namens Loai nach der halbstündigen Bootsfahrt nach meinem bezahlten Fahrpreis erkundigte. 50 Riyal hat der Verkäufer aus Indien verlangt. Mein neuer Freund sagte, dass sei viel zu viel. Die Inder möchten hier nur Geld machen. Ich hätte den Preis runterhandeln müssen. Loai ging ohne zu zögern auf den Verkäufer zu und hielt ihm eine Standpauke, dass er mit diesen Betrügereien die Touristen vergraulen würde. Dieser zeigte sich aber wenig kooperativ. Schliesslich zahlte mir Loai die Hälfte des Fahrpreises aus seinem eigenen Portemonnaie. So viel Grosszügigkeit habe ich von einer fremden Person noch nie erlebt. Unvorstellbar, dass das in der Schweiz jemand machen würde. :-)

Katar ist ein streng islamistisches Land. Im Koran steht geschrieben, dass man seinen Mitmenschen stehts gastfreundlich begegnen soll. Das erklärt wohl auch die Grosszügigkeit von Loai. Sehr viele Menschen nehmen die Gebote aus dem Islam sehr ernst und berücksichtigen sie streng. Meiner Meinung nach sind sie in dieser Hinsicht sehr vorbildlich. Alkohol kriegt man hier weder im Hotel noch im Supermarkt. Ich habe nie jemand versteckt Alkohol trinken sehen. Auch die Jugendlichen halten sich daran. Ich besuchte zwei Moscheen, das "Qatar Islamic Centre" und die grösste Moschee des Landes "Imam Muhammad bin Abdulwahhab Mosque". Ich habe einige Dinge über den Islam gelernt, zum Beispiel müssen die Muslime 6 Mal am Tag beten, das erste Mal vor der Morgendämmerung und das letzte mal nach der Abenddämmerung. Die Zeiten verändern sich also jeden Tag. In der Moschee gab es eine digitale Anzeigetafel mit den aktuellen Gebetszeiten. Mir war gar nicht bewusst das Jesus im Koran vorkommt, zwar nicht als Erlöser der Welt oder Gottes Sohn, sondern als Prophet, der besonders von Gott gesegnet wurde. Am Schluss von meinem Moscheebesuch erhielt ich ein kleines Geschenk - einen Kugelschreiber und Broschüren über den Islam.

Ich bemerkte ständig, dass in diesem Land definitiv viel Geld vorhanden ist. Am Freitag besuchte ich "The Peal". Eine künstlich aufgeschüttete Insel mitten im Persischen Golf. Die Insel war echt beeindruckend. Es gab wunderschöne Promenaden mit viel Grün und Palmen, zahlreiche Restaurants sowie Shops und überall Lautsprecheranlagen, welche die Atmosphäre musikalisch untermalten. Auffallend war, dass praktisch keine Menschenseele auf dieser Insel unterwegs war. Sie ist nämlich noch im Bau und soll auf die Fussball-WM 2022 in Qatar fertiggestellt werden. Ich vermute, dass auf der Insel die Fussballfans untergebracht werden. Die Häuser sind jeweils kreisförmig aufgestellt. In der Mitte gibt es einen Strand mit Meerwasser, wo man baden konnte. Im obigen Bild stehen 28 Wohntürme (alle etwas höher als das Sulzerhochhaus in Winterthur) Man kann sich etwa vorstellen, wie es hier von Menschen wimmeln wird, wenn alle Türme bewohnt sind.

Die Kataren haben eine leichte Neigung zur Übertreibung. Ich hatte die Insel etwas kleiner vorgestellt und die Laufdistanzen unterschätzt. Am Abend war ich richtig K.O. Das Meerwasser ist hier sehr salzig. Ich konnte mich einfach ins Wasser legen und trieb sofort nach oben, ohne mich zu bewegen. Das Meerwasser wird entsalzt und so zu Trinkwasser umgewandelt. Nicht nur auf "The Pearl" gab es grüne Wiesen, sondern überall in der Stadt. Da es hier praktisch nie regnet, werden alle Pflanzen täglich bewässert. Ich hatte aber das "Glück" Regen in der trockensten Region der Erde zu erleben. Und zwar nicht wenig. So viel Regen konnte nicht richtig ablaufen, da die Strassen nicht für sowas ausgerüstet waren. Doha war richtiggehend überschwemmt!


Ein weiteres Beispiel der Übertreibung war der Aspire Park. Dieser lag etwa 20 Kilometer im Landesinnern. Wo es normalerweise nur Sand und Staub gäbe, hatte es weite Grünflächen und einen riesigen künstlichen See. Auf diesen konnte man sogar Pedalo fahren. :-) Direkt neben dem Park stand eine Masoala Halle, ein 300 Meter hoher Hotelturm in Form einer Kerze, das Khalifa International-Stadion für 70'000 Fussballfans, ein riesiges Sportzentrum und das grösste Einkaufszentrum "Villaggio Mall" des Landes.

Als ich in Mall eintrat, dachte ich, dass ich spinne. Ich war in Italien. Mitten durch das Zentrum ging ein Wasserkanal. Auf diesem fuhren sogar die bekannten Gondeln aus Venedig. Die Decke war als Himmel mit Wolken aufgemalt. Die Geschäfte waren in traditionell italienischen Häusern. Ich liess es mir natürlich nicht entgehen, mit einer solchen Gondel zu fahren. Mehr italienischer Flair geht echt nicht! :-) Die Mall war mit den teuersten Läden wie Gucci, Dolce Cabana, Louis Vitton und Co. ausgestattet.

 

Jetzt wurde mir auch langsam bewusst, warum Katar mit seinen Nachbarländern nicht so gut auskommt. Die anderen Länder sind doch eifersüchtig. Wenn Doha weiterhin so wächst und das Erdgas in naher Zukunft nicht ausgeht, wird es spätestens nach der Fussballweltmeisterschaft, Megastädte wie Dubai in der Attraktivität und Beliebtheit überholt haben.


Einen Trip nach Doha kann ich wärmstens empfehlen. Die Stadt bietet nicht nur Luxus und gigantische Bauten, sondern auch arabische Traditionen. Der alte Gewürzmarkt "Souq Waqif" mit seinen engen Gassen, vielen Läden mit handgefertigten Produkten und den unzähligen Restaurants lädt zum Flanieren und Shoppen ein.

Wenn ich in Namibia ankomme, werde ich bestimmt einen Kulturschock haben. :-) Am Sonntag schreibe ich dann von meinen ersten Erlebnissen in Windhoek!

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Kommentare: 4
  • #1

    Desi (Freitag, 19 April 2019 20:37)

    Super spannend und faszinierend��

  • #2

    Andreas Reinisch (Freitag, 19 April 2019 21:17)

    Nach dim Bitrag chumm ich mega luscht über uf Doha! Sehr spannend gsie und ich freu mich scho zghörä wis dir in Namibia gfallt.. machs guet!

  • #3

    Claudia (Samstag, 20 April 2019 08:21)

    Sehr spannend und interessant gschriebe, mit dene schöne Bilder zäme cha mers sich guet vorstelle. Bin gspannt, was du so erläbsch!

  • #4

    Schönis (Mittwoch, 24 April 2019 14:05)

    Liebe Samu
    Dini Siite isch würkli super und mit viel liebi gmacht, sehr spannend für üs alli�
    Gnüss das Abentüür und bliib Gsund!!! Mir dänked viel a dich...