Woche 2

Das ist meine neue Umgebung für die nächsten 6 Monate. Meine erste Stadttour führte mich auf die Terasse der "Kaffeemaschine", ein etwas höheres Gebäude mitten in Windhoek. Es wurde als Erinnerung an die Unabhängigkeit von Namibia erbaut. Es beherbergt ein Museum und eine Rooftop-Bar. Die Einheimischen mögen das Gebäude vom Aussehen her nicht wirklich - darum auch der Übername. Die Aussicht ist aber sehr sehenswert und eindrücklich. 

Über Ostern war es sehr ruhig in der Stadt. Zusätzlich haben die Schulen für 4 Wochen geschlossen. In den Herbstferien verreisen die Menschen, die es sich leisten können, mit dem Auto aufs Land. Im Stau stehen, wie es alle Jahre wieder bei uns vor dem Gotthard der Fall ist, ist hier kein Thema. In der Stadt leben 350'000 Einwohner und im ganzen Land sind es etwa 2.6 Millionen. Nur ist Namibia etwa 20 Mal grösser als die Schweiz. Mit ca. 2 Einwohner pro Quadratkilometer ist Namibia das zweit dünnst besiedelste Land der Erde. 

 

Die unglaubliche Weite dieses Landes bemerkte ich besonders auf der Fahrt zu einer hier typischen Farm. Ich war am letzten Samstag mit dem Pastorenehepaar, welche übrigens auch meine Gasteltern sind, auf einem Farmgottesdienst. Diese Farm ist etwa 100 Kilometer von der Stadtmission entfernt. Deshalb fahren wir mindestens einmal im Monat raus zu verschiedenen Farmen und feieren im Garten bei Kuchen und Kaffee Gottesdienst. Die Farmer sind für dieses Angebot sehr dankbar, denn sie können nicht jeden Sonntag in die Stadt fahren. Die Farm ist mitten im Nirgendwo.

Ein bisschen Ähnlichkeit mit einem Schweizer Bauernhof hat es aber schon. Es gab Kühe mit Hörnern, Hühner, Pferde, Katzen und Hunde. Nur die freilebenden Zebras und Oryxantilopen nebenan erinnerten mich daran, dass ich mich im tiefen Afrika befinde. Ich wollte eigentlich noch den Sonnenuntergang anschauen, doch meine Gasteltern waren ziemlich im Stress. Sie wollten nicht im Dunkeln fahren. Etwas enttäuscht willigte ich schlussendlich ein, hatte aber keine Ahnung warum sie so besorgt waren.

Allgemein sind die Tage hier ziemlich kurz. Im Winter werden sie noch kürzer. Der Sonnenaufgang ist um 6.20 Uhr und der Sonnenuntergang um 17.30 Uhr. Als wir auf der kilometerlangen, geraden Strasse Richtung Windhoek fuhren, ging die Sonne unter und es wurde sehr schnell dunkel. Jetzt erst wurde mir bewusst, warum meine Gasteltern so in Sorge waren und warum es am Strassenrand Zäune hatte. Schon bei der Hinfahrt hatte ich einige Tiere links und rechts von der Strasse gesehen. Im Dunkeln tümmelten sich aber noch viel mehr Tiere neben der Strasse wie zum Beispiel Warzenschweine, Perlhühner, Oryx- und Kuduantilopen. Die Autoscheinwerfer verwirren und erschrecken die Tiere. Deshalb überqueren sie einfach die Strassen. Die Zäune helfen da auch nichts mehr. Wir hatten wahnsinniges Glück. Als uns ein entgegenkommendes Fahrzeug mit seinen Scheinwerfern blendete, sahen wir beinahe zu spät, dass eine Kuduantilope uns vors Auto sprang. Sie war aber genug schnell, sodass wir haarscharf an einer Kollision vorbei schrammten. Der Schock sass uns aber tief. Wir fuhren deshalb nur noch mit 100 km/h anstatt 120 km/h nach Hause. Warzenschweine versuchten immer wieder die Strasse zu überqueren. Mit Hupen verscheuchten wir diese. An diesem Abend habe ich gelernt: Fahre in Namibia niemals im Dunkeln über Land!

In den letzen Tagen war ich viel mit der Kinderwoche beschäftigt. Diese findet nächste Woche statt. Wir erwarten 51 Kinder. Am Sonntag schreibe ich dann mehr über die ziemlich aufwändigen Vorbereitungen. Es wird mega cool!

 

Noch eine kurze Story, welche wieder so typisch Samuel ist :-) Jemand aus der Gemeinde hat mir sein Mountainbike ausgeliehen. Als ich mich in der Gemeinde vorstellte, erzählte ich, dass ich gerne Velo fahre. Die Leute hier sind sehr aufmerksam und hilfsbereit! Die ersten 100 Meter mit dem Mountainbike, welches frisch aus dem Service kam, klappten noch gut. Doch als ich  etwas überhastet über den Strassenrand gefahren bin, gab es einen Knall - der Hinterreifen war platt. Richtig dumm gelaufen, denn am nächsten Tag wollte ich mit einem Kollegen auf der Farm Windhoek biken. Er hatte ein Ersatzvelo für mich. Doch auch hier waren die Reifen platt. Wir gingen zur Tankstelle und pumpten die Reifen wieder voll. Ich hatte aber irgendwie ein unwohles Gefühl bei diesem Fahrrad. Dieses täuschte mich dann tatsächlich nicht! Mitten auf der Strecke ging die Luft schon wieder raus. Dieses Mal durfte ich das Fahrrad vier Kilometer schieben, bis ich wieder auf der Strasse war. In Namibia habe ich bis jetzt das Fahrrad also hauptsächlich geschoben! :-) Das andere Fahrrad habe ich wieder geflickt. Ich freue mich auf die erste richtige Biketour!

 

Jetzt sitze ich im T-Shirt und kurzer Hose auf der Terasse und schreibe diesen Bericht. Es ist angenehm warm, was überhaupt nicht typisch für diese Jahreszeit ist. Meine Gasteltern sind für 5 Tage ans Meer verreist, genauer gesagt noch Swakopsmund. Wegen der Kinderwoche bleibe ich aber zu Hause. Hoffentlich kriege ich auch noch die Möglichkeit diesen speziellen Ort zu besuchen.

 

Also macht's gut und liebe Grüsse aus Namibia!

Kommentare: 4
  • #4

    Irene (Freitag, 24 Mai 2019 19:20)

    Viele Grüsse von Deinen Nachbarn in der Schweiz. Geniesse die Zeit und fahr vorsichtig mit den Velos���

  • #3

    Eline (Samstag, 04 Mai 2019 17:11)

    lieber Samu
    lch finde deine seite so toll
    und will sie immer anschauen. Das lustige männlein gefällt mir so gut weil es genau so aussieht wie du.
    Liebe grüsse
    von Eline

  • #2

    Mosimann Markus (Donnerstag, 02 Mai 2019 07:33)

    Schön vo dir ghöre.

  • #1

    Desi (Donnerstag, 02 Mai 2019 05:58)

    Ach Sämi, du und dini Sunneuntergäng- da chömmer es Lied devo singe;-) heb Sorg und gnüss dini sturmfreii Bude:-)