Woche 7

Die Strassen Namibias

Die Strassen Namibias sind schon etwas ganz Besonderes. Der erste Unterschied zur Schweiz beginnt bei der zu befahrenen Strassenseite. In Namibia gilt nämlich Linksverkehr. Das Strassennetz ist ziemlich lang - nicht verwunderlich bei der Grösse von diesem Land. Das gesamte Strassennetz ist knapp 50'000 Kilometer lang. Aber Achtung - davon sind nur 7'900 Kilometer geteert! Knapp 16 Prozent der Strassen bestehen also aus Asphalt. Die Schweiz hat mit etwa 70'000 Kilometern zwar das grössere Strassennetz. Das zeigt sehr gut, wie dünn besiedelt Namibia ist und wie wenige Strassen es im Lande hat. Dafür sind die einzelnen Strassen in Namibia wie zum Beispiel die Nord-Südachse über 1'600 Kilometer lang. In den grösseren Städten wie Windhoek oder Swakopmund sind die Strassen geteert. Die Autobahnen (A-Strassen) und die Nationalstrassen (B-Strassen) sind ebenfalls asphaltiert. Wenn es von einer Teer- auf eine Sand- und Kiesstrasse (Sandpad auf Afrikaans) übergeht, wird dies mit einem Warnschild gekennzeichnet (siehe Bild). Viele Strassen sind links und rechts abgezäunt. Multipliziert ihr also das Strassennetz mit zwei, habt ihr ungefähr die Länge der Strassenwildzäune in ganz Namibia. Ihr könnt euch wahrscheinlich vorstellen, wie aufwändig es ist, diese Wildzäune zu bauen und zu warten. Die Antilopen, Warzenschweine und andere Tiere machen die Zäune immer wieder kaputt...

Das erste Mal auf Sandstrassen zu fahren, war ungewohnt und ein Abenteuer für mich, obwohl ich nur Beifahrer war. Auf gut ausgebauten Sandpads kann man ohne Probleme 100 oder sogar 120 km/h fahren. Das Auto hinterlässt dabei immer eine gigantische Staubwolke. Wenn ein Auto entgegenkommt - was sehr selten passiert - sieht man für einen Moment gar nichts mehr. Dafür erkennt man wegen der Staubwolke schon viele Kilometer vorher, dass ein anderes Fahrzeug entgegenkommt oder vor einem fährt. Beim Überholen spurt man aus Respekt vor dem anderen Auto erst ziemlich spät wieder ein, damit dem anderen Fahrer nicht die komplette Sicht weggenommen wird. Danke sagt man hier übrigens wie in Südafrika, in dem man kurz den Warnblinker einschaltet. Die goldenen Regeln für das Autofahren in Namibia sind:

 

- Halte niemals an, wenn du in städtischen Gebieten ein Fahrzeug siehst, welches eine Panne hat. Die Notsituation könnte für einen Überfall so inszeniert sein.

- Nimm immer genug Wasser und ein Mobiltelefon mit. Es kann sehr lange dauern, bis bei einer Panne Hilfe kommt. Telefonempfang für einen Notruf kriegst du dafür meistens entlang der Strassen.

- Prüfe regelmässig Temperatur und Luftdruck deiner Reifen. Verringere den Luftdruck bei schlechten Kiesstrassen oder bei Tiefsandstrassen auf 1.4 bar, damit du mehr Grip kriegst. Ein 4x4 Antrieb ist für Kies- und Sandstrassen ein Muss!

- Nimm immer ein Ersatzrad und einen Kanister mit Treibstoff mit. Platte Reifen sind bei diesen Strassen keine Seltenheit. Tankstellen hingegen schon...

- Versuche es zu vermeiden in der Nacht zu fahren. In erster Linie wegen den Tieren, die nachts über die Strassen laufen - aber auch wegen Überfällen!

 

Ein Leben in Namibia ohne Auto ist kaum vorstellbar. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind sehr schlecht. In Windhoek gibt es ein paar Buslinien, welche hauptsächlich von den Menschen aus dem Armenviertel Katutura benutzt werden. Der Rest wird mit Taxis abgefertigt, welche nicht ungefährlich sind. Es gibt ein paar Zugverbindungen - eine Nord-Süd-Verbindung und eine West-Ost-Verbindung. Es ist aber wahrscheinlicher, dass du einen wilden Leoparden vor die Kamera kriegst als einen Zug. :-) In Namibia kannst du übrigens schon mit 17 Jahren deinen Lernfahrausweis machen.

 

Wenn eine Sandstrasse viel befahren ist oder es viel geregnet hat,  wird das Kies bzw. der Sand sehr locker oder weggespült. Als Folge gibt es tiefe Spuren in der Strasse und man wird so richtig durchgeschüttelt. Es ist dann erlaubt auch auf die rechte Strassenseite zu wechseln oder einfach da zu fahren, wo es die angenehmste Spur gibt. Natürlich drosselt man in einem solchen Fall die Geschwindigkeit. Leider passieren in Namibia gemessen an der Einwohnerzahl die meisten tödlichen Verkehrsunfälle der Welt. Gerade Touristen, die sich ein Auto mieten und das erste Mal eine Sandpad fahren, unterschätzen die Tücken einer solchen. Wenn man eine zu hohe Geschwindigkeit hat, passiert es sehr schnell, dass die Hinterreifen ausscheren, man die Kontrolle über das Fahrzeug verliert und sich aufs Dach legt. Leider habe ich eine solche Unfallstelle sehen müssen, welche nicht gerade schön anzusehen war... :-(

Es ist darum sehr wichtig, dass die Strassen regelmässig "gekratzt" werden. Man kann sich das wie eine Skipiste vorstellen, die von einem Pistenfahrzeug präpariert wird. So gibt es in Namibia einen sogenannten Padskraper (road grader in Englisch oder Strassenkratzer bzw. -glätter auf Deutsch - siehe Bilder). Diese haben die bedeutende Aufgabe die Sand- und Kiesstrassen Namibias auf Vordermann zu bringen und zu halten - eine Mammutaufgabe, welche nie fertig sein wird! Die zwei bis drei Mitarbeiter sind häufig mehrere Tage unterwegs, weshalb der Padskraper einen Wohn- und Arbeitswagen mitzieht. Darin befinden sich Schlaf- und Kochmöglichkeiten, Werkzeuge und Ersatzteile sowie Wasser- und Treibstoffvorräte. Das Fahrzeug fährt ca. 20 km/h und schafft es nur eine Hälfte der Strasse zu glätten. Jetzt könnt ihr ausrechnen wie lange so ein Fahrzeug für eine 300 Kilometer lange Sandstrasse braucht. Tagelang fern ab von jeglicher Zivilisation und bei Extremtemperaturen zu arbeiten, ist ein richtiger Knochenjob. Einer der Mitarbeiter muss sogar von Hand grössere Steine von der Strasse entfernen! Wer mehr über diesen Job erfahren will, dem empfehle ich dieses kurze Video über die Padskraper.

Blöderweise wird beim Kratzen die Sand- und Kiesschicht immer mehr zur Seite geschoben. Das Strassenlevel wird dabei immer tiefer, bis irgendwann der natürliche Untergrund/Boden hervorkommt, was das Autofahren unmöglich macht. Leider sträubt sich die Regierung aus Kostengründen, die Strassen öfters wieder mit Kies aufzufüllen oder auch viel befahrene Strassen zu asphaltieren.

Was ich sonst noch so erlebte

Am Auffahrtswochenende haben wir mit der Jugend einen Bibelmarathon durchgeführt. Wir schafften es, gemeinsam innerhalb von 24 Stunden die ganze Bibel zu lesen. Wir haben dafür aus einer Bibel die einzelnen Bücher herausgerissen und auf einem Tisch ausgelegt. So konnte jeder ein Buch seiner Wahl schnappen und an einem ruhigen Platz für sich lesen. Hatte man ein Buch fertig gelesen, tackerte man die Seiten zusammen und legte sie in eine grosse Schüssel. Natürlich haben wir in Gruppen auch über den Inhalt der Bibel diskutiert. Bibelstellen oder Aussagen, die wir nicht verstanden haben oder von denen wir etwas Neues gelernt haben, schrieben wir auf verschiedene Plakate. Wir konnten auch Aussagen aufschreiben, die wir lustig oder komisch fanden. Ich kämpfte mich durch das Buch Jeremia, was mich bis um 2 Uhr wach hielt. Zwischendurch haben wir einen Braai gemacht und unser Bibelwissen mit einem Quiz geprüft. Der Bibelmarathon war richtig cool!! Ich bin definitiv dafür, dass wir einen Bibelmarathon auch einmal mit der Jugend in der Schweiz machen sollten. :-)

Wir planen im August ein Teencamp auf dem Imkerhof, einer ehemaligen Schule für Farmerkinder mitten im Busch. Ich fuhr zusammen mit dem Jugendteam am Wochenende dahin, um das ganze zu rekognoszieren. Unterwegs habe ich übrigens Zebras und Giraffen gesehen. :-) Die Räumlichkeiten sind überhaupt nicht möbliert. Es gibt kein Geschirr und kein Kochmaterial. Das viele Material von Windhoek zum Imkerhof zu transportieren, wird eine Herausforderung. Aber das Gelände an sich ist mega cool für Geländespiele und Sportaktivitäten. Ich habe schon einige Aufgaben für das Camp gefasst, wie zum Beispiel die Organisation des Abschlussabends. Wir freuen uns sehr auf das Lager und beten dafür, dass sich viele Teens anmelden. Die Teens sind etwas zögerlich, da ein "Bibelcamp" peinlich und langweilig ist. Besonders wenn sie davon in der Schule erzählen müssen...

So, genug für die Woche 7. Vielen Dank für die positiven Rückmeldungen zu meinen Blogeinträgen. Ich freue mich besonders über die Kommentare. Das motiviert mich auch weiterhin Blogeinträge zu schreiben! :-)

 

Tschüss und bis zum nächsten Mal!

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Kommentare: 1
  • #1

    Désirée (Sonntag, 07 Juli 2019 23:02)

    Uiuiu die Strasse wered öppis für üses Wohnmobil;-) wemer det müässtet abgschleppt werde:-P
    Isch total faszinierend was du alles erfahrsch und eus brichte chasch.. ganz es anders Läbe wo du det lebsch- gnüsses wieterhin so fest..